Während in Berlin über 400.000 Schüler*innen ins neue Schuljahr starten, warten in den Unterkünften hunderte geflüchtete Kinder und Jugendliche immer noch auf einen Schulplatz.
Statt Integration setzt der Berliner Senat zunehmend auf Lagerschulen – isolierte Klassen in oder neben Sammelunterkünften. Was ursprünglich als Notlösung gedacht war, droht sich zum Regelfall zu entwickeln: Schon heute lernen hunderte Kinder in Tegel ausschließlich innerhalb der Unterkunft, weitere Standorte in Tempelhof, Lichtenberg oder Hasenheide sind angekündigt.
„Diese Praxis bedeutet Isolation statt Integration, sie ist eine Absage an Chancengleichheit und verstößt gegen internationales, europäisches sowie Berliner Recht,“ warnt Andrea Haefner von Berliner Netzwerk für besonders schutzbedürftige geflüchtete Menschen. „Für die Kinder heißt das: kein Kontakt zu Gleichaltrigen außerhalb des Lagers, keine Teilhabe am Schulalltag der Stadt.“
Zahlreiche Studien belegen, dass gemeinsamer Unterricht entscheidend für Spracherwerb, Lernerfolg, Integration und psychische Stabilität ist. Trotzdem setzt der Senat auf Abschottung. „Wenn geflüchtete Kinder von Anfang an in Sonderstrukturen gedrängt werden, rauben wir ihnen nicht nur Bildungschancen, sondern auch Zukunftsperspektiven,“ so Djairan Jekta vom Flüchtlingsrat Berlin. „Eine Schule muss ein Ort der Begegnung sein und kein Instrument der Isolation.“
„Die Fehlplanung bei den Schulplätzen darf nicht auf dem Rücken der geflüchteten Kinder und Jugendlichen ausgetragen werden. Es ist ein Armutszeugnis, dass geflüchtete Kinder in Berlin lange auf einen Schulplatz warten müssen und an segregierten Schulstandorten unterrichtet werden. Statt weitere Sonderstrukturen aufzubauen, sollte alles dafür getan werden, integrative Lösungen an regulären Schulstandorten zu finden“, fordert Gökhan Akgün, Vorsitzender der GEW BERLIN.
Es gibt durchaus Alternativen. Zunächst könnten leerstehende Räume in manchen Grundschulen genutzt werden. Auch mobile Container könnten kurzfristig Entlastung bringen, oder es könnte Schichtunterricht am Nachmittag geben. Langfristig führt kein Weg daran vorbei, insgesamt zusätzliche Schulplätze zu schaffen und deutlich mehr Lehrkräfte auszubilden.
Der Flüchtlingsrat Berlin, die GEW BERLIN und das BNS fordern: Jedes Kind muss ab dem ersten Tag Zugang zu einer Regelschule haben, unabhängig von Herkunft oder Aufenthaltsstatus. Statt Segregation braucht es integrative Lösungen. Bildungsgerechtigkeit in Berlin kann es nur geben, wenn sie alle Kinder und Jugendlichen einschließt.
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